Der Marsch ist ohne Zweifel sehr alt.
Festliche Aufzüge wurden schon im Altertum mit Musik
begleitet; eine höhere
künstlerische Gestaltung erhielt der Marsch in der griechischen Tragödie,
wo
der Chor in gemessener Bewegung auftrat und ebenso abtrat, freilich nicht mit
Instrumentalbegleitung, sondern singend.
Den Militärmarsch führt man
gelegentlich unzutreffend auf den Dreißigjährigen Krieg zurück.
Die Trommeln,
Pauken, Trompeten und Schweizerpfeifen waren schon zu Anfang des
16.
Jahrhunderts in Gebrauch, wenn ein Fürst in eine Stadt einritt oder in das
Feld zog; auch spätmittelalterliche Prozessionsgesänge sowie Kreuzfahrer- und
Landsknechtslieder bilden
die Vorläufer des modernen Marsches.
Die Form des Marsches, wie wir ihn als Kunstmusik zuerst in Opern (Jean-Baptiste Lully) und dann als Klavierstück (François Couperin) finden, ist die der alten Tanzformen (zwei 8- bis 16-taktige Reprisen).
Der heutige Marsch ist in der Regel weiter ausgeführt und hat ein eher melodiös gehaltenes Trio, oft in der Subdominante. Die Militärmärsche sind entweder Parademärsche (Pas ordinaires) oder Geschwindmärsche (Pas redoublés, Quick march) oder Sturmmärsche (Pas de charge).
Aus der Zahl der für besondere Zwecke und Gelegenheiten bestimmten Märsche (Festmärsche, Huldigungsmärsche, kirchliche Märsche; fast nur auf der Bühne bei Aufzügen etc.) hebt sich als besonders charakteristisch der Trauermarsch (Marcia funebre) heraus.
Der Beliebteste Parademarsch "Der Badenweiler Marsch"
Der Badonviller-Marsch (Armeemarschsammlung II, 256) wurde 1914 von dem bayerischen Militärmusiker Georg Fürst für das Königlich-Bayerische Infanterie-Leibregiment komponiert.
Der Titel erinnert an das Gefecht vom 12.
August 1914 bei Badonviller in Lothringen. „Die Leiber“ errangen dort am
Beginn des
Ersten Weltkrieges einen ersten Sieg gegen die Franzosen. Zu dem
typischen
Eingangsmotiv sollen den Komponisten die Hupen der
Sanitätsfahrzeuge angeregt haben,
mit denen die Verwundeten abtransportiert
worden sind. Er zeichnet sich weiters durch sein
wuchtiges Posaunenmotiv im Trio aus.
Der Marsch gilt als Adolf Hitlers Lieblingsmarsch. Während der Diktatur des Nationalsozialismus wurde das Stück als dessen Auftrittsmarsch verwendet; der originale Titel wurde deswegen durch das deutscher klingende Badenweiler-Marsch ersetzt. Badenweiler ist die deutsche Bezeichnung der lothringischen Stadt Badonviller, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt Badenweiler in Baden.
Der Marsch ist in der Öffentlichkeit noch heute vor allem als Badenweiler-Marsch bekannt. Da er nach dem Ende der NS-Herrschaft unwillkürlich mit Hitler in Verbindung gebracht wurde, wird das Stück heute aus politischen Gründen von Bundeswehr- und Polizeimusikkorps nicht mehr gespielt. Der erste Leiter des Militärmusikdienstes, Friedrich Deisenroth, hat dies bei der Aufstellung der Musikkorps der Bundeswehr im Jahre 1956 per „Fachdienstlicher Anweisung“ für die Bundeswehr festgelegt. Ausgenommen sind so genannte „Historische Konzerte“, in denen die Entwicklung des Marsches im Allgemeinen sowie die Eigenart landestypischer Märsche aufgezeigt werden soll. Aufführungen müssen allerdings unter dem originalen Titel „Badonviller-Marsch“ erfolgen. Den zivilen Bereich betrifft dieses Verbot nicht. In Filmen über die NS-Zeit oder in zeitgenössischen Dokumentationen („Deutsche Wochenschau“) ist der Marsch dagegen oft als Begleitmusik bei Auftritten Hitlers zu hören
Letzte Aktualisierung:
06.01.10
Michael Pohl