Marschmusik

Ein Marsch (ital. marcia, frz. marche; von lat. marcare, hämmernd schreiten) ist ein musikalischer Stil, dessen Zweck darin besteht, die Bewegung einer größeren Menschenmenge zu regeln, in diesem Sinn dem Tanz, insbesondere mit den Schreittänzen wie Intrada, Pavane und Polonaise verwandt.

Entwicklung

Der Marsch ist ohne Zweifel sehr alt. Festliche Aufzüge wurden schon im Altertum mit Musik
begleitet; eine höhere künstlerische Gestaltung erhielt der Marsch in der griechischen Tragödie,
wo der Chor in gemessener Bewegung auftrat und ebenso abtrat, freilich nicht mit Instrumentalbegleitung, sondern singend.

Den Militärmarsch führt man gelegentlich unzutreffend auf den Dreißigjährigen Krieg zurück.
Die Trommeln, Pauken, Trompeten und Schweizerpfeifen waren schon zu Anfang des
16. Jahrhunderts in Gebrauch, wenn ein Fürst in eine Stadt einritt oder in das Feld zog; auch spätmittelalterliche Prozessionsgesänge sowie Kreuzfahrer- und Landsknechtslieder bilden
die Vorläufer des modernen Marsches.

Die Form des Marsches, wie wir ihn als Kunstmusik zuerst in Opern (Jean-Baptiste Lully) und dann als Klavierstück (François Couperin) finden, ist die der alten Tanzformen (zwei 8- bis 16-taktige Reprisen).

Formen

Der heutige Marsch ist in der Regel weiter ausgeführt und hat ein eher melodiös gehaltenes Trio, oft in der Subdominante. Die Militärmärsche sind entweder Parademärsche (Pas ordinaires) oder Geschwindmärsche (Pas redoublés, Quick march) oder Sturmmärsche (Pas de charge).

Aus der Zahl der für besondere Zwecke und Gelegenheiten bestimmten Märsche (Festmärsche, Huldigungsmärsche, kirchliche Märsche; fast nur auf der Bühne bei Aufzügen etc.) hebt sich als besonders charakteristisch der Trauermarsch (Marcia funebre) heraus.

Der Beliebteste Parademarsch "Der Badenweiler Marsch"

Badonviller-Marsch

Der Badonviller-Marsch (Armeemarschsammlung II, 256) wurde 1914 von dem bayerischen Militärmusiker Georg Fürst für das Königlich-Bayerische Infanterie-Leibregiment komponiert.

Der Titel erinnert an das Gefecht vom 12. August 1914 bei Badonviller in Lothringen. „Die Leiber“ errangen dort am Beginn des Ersten Weltkrieges einen ersten Sieg gegen die Franzosen. Zu dem
typischen Eingangsmotiv sollen den Komponisten die Hupen der Sanitätsfahrzeuge angeregt haben,
mit denen die Verwundeten abtransportiert worden sind. Er zeichnet sich weiters durch sein
wuchtiges Posaunenmotiv im Trio aus.

Verwendung im Nationalsozialismus und Folgen

Der Marsch gilt als Adolf Hitlers Lieblingsmarsch. Während der Diktatur des Nationalsozialismus wurde das Stück als dessen Auftrittsmarsch verwendet; der originale Titel wurde deswegen durch das deutscher klingende Badenweiler-Marsch ersetzt. Badenweiler ist die deutsche Bezeichnung der lothringischen Stadt Badonviller, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt Badenweiler in Baden.

Der Marsch ist in der Öffentlichkeit noch heute vor allem als Badenweiler-Marsch bekannt. Da er nach dem Ende der NS-Herrschaft unwillkürlich mit Hitler in Verbindung gebracht wurde, wird das Stück heute aus politischen Gründen von Bundeswehr- und Polizeimusikkorps nicht mehr gespielt. Der erste Leiter des Militärmusikdienstes, Friedrich Deisenroth, hat dies bei der Aufstellung der Musikkorps der Bundeswehr im Jahre 1956 per „Fachdienstlicher Anweisung“ für die Bundeswehr festgelegt. Ausgenommen sind so genannte „Historische Konzerte“, in denen die Entwicklung des Marsches im Allgemeinen sowie die Eigenart landestypischer Märsche aufgezeigt werden soll. Aufführungen müssen allerdings unter dem originalen Titel „Badonviller-Marsch“ erfolgen. Den zivilen Bereich betrifft dieses Verbot nicht. In Filmen über die NS-Zeit oder in zeitgenössischen Dokumentationen („Deutsche Wochenschau“) ist der Marsch dagegen oft als Begleitmusik bei Auftritten Hitlers zu hören

 

Letzte Aktualisierung: 06.01.10                                                                                                                                                                    
Michael Pohl