Parade

Unter einer Militärparade versteht man eine militärische Zeremonie, in der Soldaten zu besonderen staatlichen Anlässen öffentlich auftreten und dabei ihre Bewaffnung und Ausrüstung präsentieren.

Üblicherweise nehmen die an einer Militärparade teilnehmenden Truppenteile dazu in einem größeren öffentlichen Raum (beispielsweise entlang eines Straßenzuges) Aufstellung, wo sie von dem oder den Abnehmenden (meist Repräsentanten des Staates oder hohe Militärs) der Parade inspiziert werden. Im Anschluß folgt meist ein so genannter Vorbeimarsch, bei dem die beteiligten Truppenteile in Marschformationen gegliedert werden und unter Begleitung durch militärische Marschmusik dann an dem bzw. den Abnehmenden vorbeimarschieren (auch: defilieren oder paradieren). In vielen Ländern gibt es für den Vorbeimarsch besondere Formen des Gleichschritts (z.B. den bekannten “Stechschritt”). Vorbeimärsche sind allerdings nicht zwingend Bestandteil einer Militärparade und dürfen keineswegs als Synonym dafür missverstanden werden.

Begriffsproblematik

Im allgemeinen Sprachgebrauch wie auch in Medienberichten wird der Begriff "Parade" häufig auf jedwede Form militärischen Zeremoniells angewendet. Dies ist nicht korrekt, eine genaue Definition des Begriffs - etwa über die Art der teilnehmenden Einheiten oder deren Ausrüstung - ist aber aufgrund der vielfältigen militärischen Traditionen weltweit äußerst schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Elemente von Militärparaden (beispielsweise der Vorbeimarsch) auch im Ablauf anderen militärischen Zeremoniells finden. Generell ist zu sagen, dass es sich nur dann im Wortsinn um eine Militärparade handelt, wenn die Zeremonie keinen Zweck für den militärischen Dienstalltag bzw. eine militärische Notwendigkeit erfüllt, sondern als Instrument staatlicher Selbstrepräsentation verwendet wird. So ist beispielsweise ein Gelöbnis keine Militärparade, da es als Bestandteil der Grundausbildung in Deutschland zum Dienstalltag gehört. Auch der besonders oft fälschlich als Militärparade bezeichnete Empfang mit militärischen Ehren stellt eine militärische Notwendigkeit (nach Maßgabe internationalen Protokolls) dar, deshalb greift hier der Begriff folglich nicht.

Herkunft der Militärparade

Bereits aus der Antike sind sog. Heerschauen, in denen Befehlshaber sich von Disziplin und Ausbildungsstand ihrer Truppen überzeugten, in großer Zahl überliefert. So führte z.B. der spätere römische Kaiser Titus während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. einen großen Appell durch, bei dem seine Legionäre mit voller Ausrüstung und Bewaffnung ihren Sold ausbezahlt bekamen, um den belagerten Gegner einzuschüchtern. Ebenso gehören die bekannten Triumphzüge siegreicher Feldherrn bei ihrer Rückkehr nach Rom nach heutigen Maßstäben in die Kategorie der Militärparade.

Mit dem Ende großer, stehender Heere im Mittelalter wurden derartige Heeresschauen nur noch sehr selten durchgeführt (Ausnahmen sind z.B. die Kreuzzüge). Erst als mit dem Dreißigjährigen Krieg wieder größere Truppenkontingente dauerhaft zusammengestellt wurden, gehörten derartige Inspektionen wieder zum Alltag der Soldaten, vor allem, um die oft mangelhafte Disziplin wenigstens in Ansätzen aufrechterhalten zu können. Als Ludwig XIV. von Frankreich dann ab etwa 1660 begann, wieder eine stehende Armee aufzubauen, wurde die Grundlage für eine Militärparade nach heutigem Verständnis gelegt: die Präsentation von Waffen und Gerät anlässlich eines Appells und der Vorbeimarsch der Truppen vor den Befehlshabern mit der Absicht, den Soldaten regelmäßig ihre Vorgesetzten vor Augen zu führen und sie an ihre Pflicht ihnen gegenüber zu erinnern. Gleichzeitig sollte durch den Vorbeimarsch die Marschdisziplin der Truppen demonstriert werden, zur damaligen Zeit ein wichtiger Faktor in Schlachten, in denen die geordnete Bewegung geschlossener Formationen entscheidend war. Dieser Ablauf ist grundlegende Form der Militärparade geblieben, einzig bedeutender Unterschied ist die heute stärkere Einbindung der Öffentlichkeit.

Preußischer Paradeschritt beim Stadtschützenfest 2001, zu Ehren der Bezirkskönigs Michael Günther aus MG - Rheindahlen.

Stechschritt

Der Stechschritt ist eine spezielle Form des Gleichschritts, der gewöhnlich bei feierlichen Paraden und Vorbeimärschen geschlossener Einheiten demonstriert wird. Die Marschierenden schwingen dabei ihre Beine im Gleichtakt steif ausgestreckt aus der Hüfte hoch, bis fast zur Waagrechten. Im Stechschritt marschierende Truppen erzeugen zudem ein markantes, lautes Schrittgeräusch.

Zweck des Stechschrittes ist die Demonstration absoluter Disziplin und Überlegenheit. Seine Entstehung wird auf das preußische Exerzier-Reglement des frühen 19. Jahrhunderts zurückgeführt.

Der Stechschritt wird heute oft klischeehaft mit der deutschen Wehrmacht assoziiert, was allerdings historisch so ausschließlich nicht zutreffend ist. Benito Mussolini etwa führte ihn 1938 (nach deutschem Vorbild) als „Passo Romano“ („römischer Schritt“) bei der italienischen Armee ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde eine reduzierte Form des Stechschritts
(Stiefelspitze in Kniehöhe) in Deutschland noch von der NVA (unter dem Namen „Exerzierschritt“)
zur Pflege preußischer Militärtradition praktiziert.

Letzte Aktualisierung: 06.01.10                                                                                                                                                                    
Michael Pohl