Uniformen- der Waffenrock


    Preußischer Infanterist
   des J.R. 9, um 1895, feldmarschmäßig.
   Im Waffenrock 1895, mit der Pickelhaube
   1891, noch ohne Reichskokarde. Man be-
   achte die weißen Schulterklappen. Der
   Waffenrock wurde 1843 bei den Linien-
   regimentern eingeführt. Er wurde in Details
   bis zur letzten Ausführung von 1895 gele-
   gentlich verändert, und bis 1918 getragen.
   Grundsätzliche Änderungen hat er jedoch
   nicht erfahren, und somit volle 75 Dienst-
   jahre lang  das Bild vom preußischen und
   deutschen Soldaten geprägt.
 

Der Waffenrock war tailliert und lang geschnitten; er bedeckte auf der
Rückseite den Hintern, bei herabfallendem Arm reicht der Ärmel bis zum
Daumengelenk. Auf der Vorderseite 8 Knöpfe, der unterste in Taillenhöhe.
Dieser wurde vom Koppel verdeckt- das Koppel wurde auf der Taille, nicht
wie heute in etwa Hüfthöhe, getragen. der Rock hatte hinten zwei mit
Patten abgedeckte Taschen, die mit zwei Knöpfen geschlossen wurden.
Darüber saßen zwei Taillenknöpfe, um dem Koppel Halt zu geben. Die
Rockfront und die rückseitigen Patten waren ponceaurot paspeliert.
Die Ärmelaufschläge waren ponceaurot, die Ärmelpatten je nach Regiment
verschiedenfarbig mit und ohne farblicher Paspelierung. Auf den Patten drei
Knöpfe am äußeren Ende. Der Kragen in Grundtuch, mit großen, ponceauroten
Patten, in voller Kragenhöhe. 1858 werden die Patten vergrößert und bedecken
je ein Drittel des Kragens. 1867 wird der Kragen niedriger, und ganz rot.
1887 wird der Durchmesser der Knöpfe verkleinert; der ursprüngliche Knopf
wird nur noch am Mantel getragen.

Im gleichen Jahr werden die Taillenknöpfe durch eingenäht Haken in
Knopfform ersetzt, und zuglich links und rechts seitlich je ein einfacher
Koppelhaken eingesetzt. Im Jahr 1895 erhielt der Waffenrock durch weitere
Änderung seine endgültige Form: Die Ärmel und der untere Teil des Rückens
bekamen Schlitze. Die Patten verlieren ihre Funktion, der Eingriff in die Hüft-
taschen erfolgt jetzt durch den Rückenschlitz. Der Kragen wurde nochmals
niedriger; erstmals wird links eine Innentasche angebracht. Gefüttert war der
Rock von 1843 an mit einem zweiteiligen Futter aus Leinen- oder Baumwolle,
oben naturfarben, unten schwarz. In den Ärmeln zunächst Leinen, später
Kunstseide. Auf dem Waffenrock wurden Achselklappen aus Stoff getragen,
bei der Linie einfarbig und ohne Vorstoß, mit aufgestickter Regimentsnummer
in gelb bei rotem Tuch bzw. in rot bei allen anderen Farben. Die Offiziere
trugen einen Waffenrock gleichen Zuschnitts, aber durchgängig bis 1918
mit hohem, versteiften Kragen, und Passanten auf der Schulter, um die
Schulterstücke bei Bedarf gegen Epauletten austauschen zu können.

Die 1843 eingeführte Hose hat sich noch länger als der Waffenrock
behaupten können, da auch die späteren feldgrauen Hosen in Schnitt
und Ausrüstung fast keine Veränderung erfahren hat. Die Hose war
dunkelgrau, mit ponceauroter Seitenbiese bis kurz vor den Taschen.
Deren gab es bis 1895 nur rechts eine, danach auch auf der anderen
Seite, sowie zusätzlich eine aufgesetzte Uhrentasche mit kleiner
Schlaufe darüber zur Befestigung der Uhrkette. Die Hose war sehr hoch
geschnitten, sie sollte 5-10 cm über der Taillennaht des Rocks sitzen,
damit das Koppel Hose und Rock bedeckt. Die Hose wurde vorne mit
5 Knöpfen und am Bund mit einem Haken geschlossen; getragen wurde
sie mit Hosenträgern, für die hinten vier Knöpfe und vorne je zwei vor-
handen waren. Der Bund war hinten dreieckig eingeschnitten und hoch-
gezogen, auf der Rückseite der Hose war ein Stoffgurt aus Tuch zur
Weitenregulierung angebracht. Die Hosentaschen saßen in der Seiten-
naht, bei der feldgrauen Hose leicht schräg vorne, dann mit Knopf ver-
schlossen. Die Hose sollte ab 1870 schwarz sein, wurde aber auch wei-
terhin in einem unbestimmten anthrazit/dunkelgrau gefertigt.

An der Farbe der Schulterklappen, der Patten und der Pattenpas-
pelierung konnte man die Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Armeekorps
erkennen- wie auch bei der Seitengewehrtroddeln nach einem hierar-
chischem Farbencode, 1=weiß, 2=rot, 3=gelb, 4=blau

(Merksatz: "Wir Rauchen Gerne Brasil" oder "Wir Rauchen Gerne Billig")

Das funktionierte in der preußischen Armee sehr gut bis 1866 bzw. 1871,
danach geriet das Sytem aus den Fugen. Durch die Neuorganisation der
preußischen Armee, die Einordnung der Verbände der Kleinstaaten und die
Vermehrung der Armeekorps verlor das System seine eigentliche Funktion
und war unübersichtlich geworden, wurde aber dennoch beibehalten.
Die 1914 tatsächlich getragenen Abzeichenfarben der Regimenter der
Linien-Infanterie kann aus der Tabelle abgelesen werden:
 
 

Regimenter 
(Linien-Inf.) Nr
Achsel-
klappe           
Regiments-
Nummer 
Patten-
farbe
Patten-
vorstoß
          
1,3,4,33,41,3,44,45 weiß rot rot weiß
2,9,14,34,42,49,54,140,149 weiß rot rot ---
8,12,20,24,35,48,52,64 rot gelb rot weiß
26,27,36,66,72,93,153,165 rot gelb rot ---
6,7,19,37,46,47,50,58,155 gelb rot rot weiß
10,11,22,23,38,51,62,63,157 gelb rot rot ---
13,15,16,39,53,55,56,57,159 hellblau rot rot weiß
25,28,29,40,65,68,69,161 hellblau rot rot ---
31,75,76,84,85,86,163 weiß rot rot gelb
73,74,77,78,79,91,92 weiß rot rot hellblau
32,71,82,83,94,95,96,167 rot gelb rot gelb
99,132,136,143,172 rot gelb rot hellblau
80,81,87,88,145 hellblau rot rot gelb
30,67,98,130,135,144 gelb rot rot gelb
5,21,61,128,129,141,176 gelb rot rot hellblau
18,59,147 hellblau rot rot hellblau
17,60,70,97,131,137,138,174      hellgrün rot rot weiß
154,156 gelb rot weiß ---
158,160 hellblau rot weiß ---
162 weiß rot weiß gelb
164 weiß rot weiß hellblau
171 rot gelb weiß hellblau
173 gelb rot weiß gelb
175 gelb rot weiß hellblau
146,148,152 hellblau rot weiß hellblau
150 hellblau rot gelb hellblau
151 hellblau rot hellblau       ---
166 hellgrün rot weiß ---
         

Für die Kundigen war so die Angehörigkeit eines Soldatens zu einem Armeekorps
an den Farben zu erkennen; die Nummer des Regimentes war auf den Achselk-
klappen abzulesen, und letzlich war die Kompaniezugehörigkeit an den Farben der
Seitengewehrtroddel zu erkennen, ab 1887 auch an den Kompanienummern auf den
Knöpfen der Achselklappen. Diese reichten von 1 bis 12, nach Einführung einer
MG-Kompanie je Regiment bis 13.
 

Vorkriegsuniformen

in den Jahren vor Beginn des 1. Weltkrieges war das Deutsche Heer noch mit den bunten "Friedensuniformen" ausgerüstet, doch für den Fall einer Mobilmachung lagen schon die feldgrauen Uniformen (Fig. 6) auf den Kammern bereit, die hier gezeigten Beispiele umfassen die sechs verschiedenen Anzugsarten eines Offiziers im Grenadierregiment "König Friedrich I' (4. Ostpreußisches) Nr. 5/XVII. Armeekorps

1 - 3 = Leutnant
1 =
Dienstanzug. Helm ohne Haarbusch, Waffenrock mit Schulterstücken, Feldbinde
2 =
Paradeanzug. Helm mit Haarbusch, Waffenrock mit Epauletten, Schärpe statt der Feldbinde
3 = Überrock, Anzugart für den "kleinen Dienst" und zum Ausgang

4 - 6 = Oberleutnant
4 =
Litewka, hauptsächlich für den Innendienst gedacht, jedoch auch für andere Gelegenheiten, hatte beidseitig je eine Seitentasche
5 =
Paletot (Mantel), die Innenseite des Kragens bestand aus rotem Tuch
6 =
Felduniform M 10, beidseitig je eine schräge Seitentasche, die Litzen am Kragen und an den Aufschlägen entsprachen der ähnlichen Form wie bei Mannschaften und Unteroffizieren

 

Die Einjährig-Freiwilligen

vor 1918 gab es in der deutschen Armee und im österreichisch-ungarischen Heer sogenannte "Einjährig-Freiwillige", diese Einrichtung diente in erster Linie dazu, Nachwuchs für das Reserveoffizierskorps zu schaffen, das Abzeichen der deutschen Einjährig-Freiwilligen bestand in einer den Landesfarben entsprechenden gedrehten Wollschnur, die am Rand der Schulterklappen festgenäht war, bei den meisten Ulanenregimentern verlief die Schnur um den oberen Teil der Epauletten, während bei den Husaren die Schulterschnüre zusätzlich eingefasst waren, als Abzeichen der österreichisch-ungarischen "Einjährigen" dienten Ärmelborten (Fig. 1)

1 =
Österreich-Ungarn, berittene Artillerie
2 =
Einjährig-freiwilliger Unteroffizier im Colbergschen Grenadierregiment Graf Gneisenau (2. Pommerisches) Nr. 9
3 = Einjährig-Freiwilliger desselben Regiments
4 =
Einjährig-Freiwilliger im Ulanenregiment Kaiser Alexander III. von Rußland (Westpreußisches) Nr. 1
5 = Einjährig-Freiwilliger in einem Husarenregiment
6 =
Diejenigen Gefreiten und Mannschaften, die nach erfüllter aktiver Dienstzeit freiwillig noch länger im Dienst blieben, hießen "Kapitulanten"; sie trugen ein besonderes Abzeichen (Tresse) auf den Schulterklappen, hier: Infanterieregiment Keith (l. Oberschlesisches) Nr. 22
7 = Mannschaftsdienstgrade, die für den Feldtelegrafendienst ausgebildet worden waren, trugen am oberen Ende der Schulterklappen eine winkelförmige Tresse, hier: Oldenburgisches Dragonerregiment Nr. 19
8 = Unteroffiziere und Mannschaften der Kavallerie erhielten eine einfarbige gedrehte Schnur als Abzeichen für die Absolvierung des Militär-Reitinstitutes (Einjahreskurs), hier: 1. Brandenburgisches Dragonerregiment Nr. 2

Deutsche Husaren vor 1914

Das eigenartige Aussehen dieser Tracht, insbesondere die Verschnürung an der Jacke, die »Attila« genannt wurde, hatte ungarischen Ursprung, das gilt auch für die Pelzmütze mit dem links herunterhängenden Beutel, dieser hieß »Kolpak«
gewehr.jpg (29069 Byte)
1 =
Pelzmütze für Offiziere des Leib-Garde-Husaren-Regiments; zum Paradeanzug wurde über dem »Feldzeichen« (ovale Kokarde) ein Busch aus weißen Reiherfedern mit einer Manschette aus schwarzen Straußenfedern getragen, die Schuppenkette wurde unter dem Kinn befestigt
2 = Leutnant im Leib-Garde-Husaren-Regiment/Paradeanzug (dazu wurde der Pelz umgehängt)
3 = Offiziersmütze Husaren-Regiment Graf Goetzen (2. Schlesisches) Nr. 6
4 = Interimsattila eines Majors im selben Regiment
5 = Litewka eines Oberleutnants im selben Regiment
6 =
Lanzenflagge für Unteroffiziere und Mannschaften des 2. Leib-Husaren-Regiments
7 = Schulterstück eines Generalobersten als Chef oder ä la suite des 2. Leib-Husaren-Regiments
8 =
1. Leib-Husaren-Regiment/Mannschaft
9 =
Pelzmütze für Unteroffiziere und Mannschaften desselben Regimentes
A = der Kragen der Offiziers-Dienst-Attila wies innerhalb einzelner Ranggruppen gewisse Unterschiede auf
Oben: Generale als Regimentschef oder ä la suite, hier beim 1. oder 2. Leib-Husaren-Regiment (Fig. 7)
in der Mitte: Leutnant. Oberleutnant und Rittmeister beim Husaren-Regiment Nr. 6 Unten: Stabsoffiziere beim Husaren-Regiment Nr. 12
B =
Kragen der Mannschafts-Attila: Gefreiter, Husaren-Regiment Nr. 6; darunter = Wachtmeister, Husaren-Regiment Nr. 12, die Farbgebung der Lanzenflagge war beim 1. Leib-Husaren-Regiment umgekehrt (Fig. 6). weißer Totenkopf auf schwarzem Grund

 

Letzte Aktualisierung: 06.01.10                                                                                                                                                                    
Michael Pohl