Uniformen 1843 - 1914

Ausgerechnet der phantasievolle und unmilitärische König Friedrich Wilhelm IV. führte das berühmteste Uniformstück, die Pickelhaube, 1843 als Kopfbedeckung in der Armee ein.

Das Originalmodell blieb von 1842—1857 unverändert, dann wurde die Höhe der Heimglocke reduziert. 1856 wurde schließlich die Befestigungsschraube für die Kinnriemen verkürzt und ihr Kopf an der Rosette festgemacht. 1860 wurde die Helmglocke noch einmal verkleinert. Dadurch bekam der Helm nun allgemein das Aussehen, das er bis 1914 behalten sollte. 1867 wird der Augenschirm abgerundet, wobei auch der Ansatz der Spitze rund wurde, aber seinen Perlrand am Fuß der Spitze behielt. Die Helmschiene hinten verschwand, und die Kokarde wurde etwas kleiner. Alle Einheiten konnten die Helmspitze abschrauben und an ihre Stelle einen Helmbusch in einer Rohrhalterung setzen.
Die metallenen Kinnriemen wurden nur zu Paraden getragen.

1897 kam die Metallverstärkung am Augenschirm wieder auf, und die Kehle der Spitze bekam sechs Belüftungslöcher anstatt der bisherigen zwei. Im Jahre 1843 führten Oldenburg, 1845 Lippe-Detmold, Reuß, Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg und Waldeck, 1846 Anhalt und Hessen-Kassel, 1848 Mecklenburg, 1849 Baden, Hannover, Hessen-Darmstadt,Hessen-Homburg und Nassau, 1850 die Hansestädte und Schwarzburg, 1865 Sachsen-Coburg-Gotha, 1867 Sachsen, 1871 Württemberg und 1886 Bayern und Braunschweig die Pickelhaube ein.

 


Gardehelme              


 
Grenadier, Offizier, Füsilier Garde

Der Waffenrock, der 1843 zur gleichen Zeit wie der Helm eingeführt wurde, erhielt seine endgültige Form durch Kürzen und leichte Verkleinerung der Schöße. Der Kragen bekam ab 1858 größere Patten, die je ein Drittel des ganzen (blauen) Kragens decken sollten. 1867 wurde der Kragen weniger hoch und ganz rot, und 1887 wurden die Knöpfe, die das Koppel an den Nieren hielten, zu Knopf-Haken. Im Jahre 1895 wurde der Kragen noch niedriger, die Ärmelaufschläge und der untere Teil des Rückens bekamen Schlitze.


Paradeuniform Garde   

Der Waffenrock wurde einreihig mit acht Knöpfen geschlossen, aus der Farbe der Schulterklappen ließ sich ablesen, zu welchem Armee-Korps der Soldat gehörte. Die Aufschlagspatten des brandenburgischen Typs, der am häufigsten verwendet wurde, waren bei der weitaus größten Zahl der Regimenter rot, bei 14 Regimentern weiß und bei zwei Regimentern hellblau. Manchmal wurde eine gelbe, weiße oder hellblaue Paspel verwendet.

Gefreite, besonders gute Soldaten, erhielten ab 1853 auf beiden Kragenseiten einen Knopf mit Adler, aber
von kleinerem Format als die Unteroffizier-Dienstgrade.


Infanterie 1866

Die Hose, die seit 1870 in einem unbestimmten Schwarz gehalten war, kam manchmal auch in Dunkelblaugrau vor. Sie hatte zunächst nur eine Tasche rechts, ab 1895 hatte sie dann zwei. Es gab viele Einzelvorschriften, wie die Uniform und die Ausrüstung zu tragen war. Zum Beispiel mußte der Helm ganz gerade aufgesetzt werden und sein Augenschirm bis zur Höhe der Augenbrauen hinabreichen; an den Seiten mußte er etwa drei Zentimeter über den Ohren freilassen. Die Halsbinde durfte etwa drei Millimeter über den Kragen hinausreichen. Die Ärmelaufschläge mußten, wenn der Arm herabhing, bis zum Daumengelenk reichen, und das Koppelschloß mußte den letzten Knopf des Waffenrocks verdecken.

Die Befestigungsnieten der Tornistertragriemen unter den Riemen für die Patronentaschen mußten sich auf
Achselhöhe befinden, ohne jedoch die Patronentaschen nach oben zu ziehen.

Letzte Aktualisierung: 06.01.10                                                                                                                                                                    
Michael Pohl